Ich sage das, ohne mich zu schämen oder rot zu werden: Ich trauere den Star Wars Galaxies-Zeiten immer noch ein wenig nach. Kein Wunder, wartet man seit der Hochzeit dieses einzigartigen MMORPGs (bis 2005 die NGE kamen) auf etwas vergleichbares. Naive Gemüter brachen in Jubelarien aus, als seinerzeit mit Star Wars the Old Republic erneut ein Online-Rollenspiel angekündigt wurde, das im beliebten Star Wars-Universum angesiedelt ist.
Nicht wenige hofften, dass man dort weitermacht, wo SWG aufgehört hat. Mit den Player Cities, mit Social Play und dem Sandbox-System. Dass das nicht der Fall sein würde, das war mir damals schon mehr als bewusst. Der allgegenwärtige Platzhirsch WOW röhrte zu jeder Zeit unüberhörbar.
Der Release von SWTOR liegt nun schon einige Wochen hinter uns, eine größer werdende Gruppe an Zockern - auch aus diesem Forum hier - spielt artig das Spiel und levelt brav. Es ist also an der Zeit, dass ich der Sache mal dezent auf den Zahn fühle und ein kleines Zwischenresümee verfasse. Am Releasetag musste ich 4 ½ Stunden warten, um auf den Server zu kommen und in die Char-Erstellung zu gelangen. Die Hasstiraden zu den Warteschlangen in den Foren zu lesen war mehr als amüsant. Dass sich dieses Problem schnell erledigen würde, war absehbar. Inzwischen warte ich – wenn überhaupt – fünf Minuten, um bei extremen Stoßzeiten ins Spiel zu kommen.
Direkt vorweg: Die Grafik ist bei weitem nicht das, was ich erwartet habe. Nicht, dass sie schlecht oder unangebracht ist. Sie ist einfach nicht ganz so prall, wie man es vielleicht bei den zahlreichen vorab veröffentlichten Screenshots hätte vermuten können. Dabei ist ein Ausflug in die voll gescripteten Raummissionen noch eher der Hingucker, als beispielsweise der Planet Taris. Auch der eigene Char sieht bei näherer Betrachtung eher grobpixelig und schwammig aus.
Die Charaktererstellung ist eine gute Sache. Man hat freie Hand, kann nach Lust und Laune seinen Liebling basteln. Bekanntermaßen ist mein Thelmar ja eher eine Wuchtbrumme, aber ich hab den Kerl sehr liebgewonnen. Überhaupt hat Bioware das Kunststück vollbracht, eine perfekte Storypräsentation umzusetzen. Man identifiziert sich mit seinem Charakter und lauscht ihm bei den zahlreichen Questdialogen fast schon andächtig. Ein dicker Pluspunkt. Als ich mir letztens mal Mass Effect 2 auf der XBOX anschaute, wusste ich auch warum. Die Jungs von Bioware können einfach gute Geschichten erzählen.
Und es gefällt mir auch sehr gut, dass man bei eben diesen Questdialogen Entscheidungen fällen kann. Entweder legt man einen Gefangenen um und bekommt dunkle Seite-Punkte oder man lässt ihn laufen und droht nur mit dem Zeigefinger. Das gibt dann Punkte für die helle Seite. Angeblich soll sich das Aussehen der Spielfigur entsprechend ändern, wenn man beispielsweise massenhaft Punkte für die helle Seite sammelt. Das ist mir allerdings bisher noch nicht aufgefallen.
Die Quests selbst laufen nach dem üblichen 08/15-Schema ab. Kill hiervon 20, sammel davon 5. Lauf von x nach y und nimm zwischendurch noch 7 davon mit. Gruppen- und Heldenmissionen sollen den Spielspaß fördern. Alles versetzt mit Zwischen- und Endbossen, die dann jeweils tolle Sachen droppen, um die man sich kloppen darf. Gesammelte Planetenpunkte darf man gegen bessere Ausrüstung tauschen. Alles schon mal gesehen, alles schon mal gehabt. Ist eben so. Rein von der Atmosphäre her finde ich, dass das echte Star Wars-Feeling nicht immer rüber kommt. Das mag schlicht und einfach daran liegen, dass das ganze Setting in einer Zeit angesiedelt ist, mit der zumindest ich nicht so richtig was anfangen kann. Die Republik ist die Republik und die Bösen nennen sich hier auch Imperium, allerdings eben „Sith-Imperium“. Gewöhnungssache. Die gute Musik trägt aber maßgeblich zur Atmosphäre bei.
Wirklich gelungen finde ich das Gefährtensystem. Mit steigendem Level kann man NPC um sich scharen, die im Gefecht ordentlich mitballern, heilen oder andere Dinge für einen erledigen. Vor allem sammeln sie in Abwesenheit Rohstoffe und craften auch, wenn man sie dazu beauftragt. Das ist eine echte Neuerung, die sehr sinnig ist und Spaß macht. Seine Gefährten darf man nach Lust und Laune mit Waffen und Rüstungen versehen, die den Kumpanen entsprechend leistungsfähiger machen. Das alles hatten wir schon in Star Trek Online, bei SWTOR wurde diese Idee verfeinert. Allerdings darf man jeweils nur einen NPC mit auf Planetenoberflächen nehmen.
SWTOR hat mehr als zwei Seiten, das steht fest. Wie das Questen, das man ohne große Probleme auch alleine machen kann. Gruppenspiel ist hier zum Weiterkommen überflüssig, außer man bemüht sich drum und will in der Gruppe zocken. Es ist beides ohne Schwierigkeiten möglich. Auch in Sachen Gilden gibt es noch sehr wenig zu berichten. Man gründet sich, vergibt Ränge und Befugnisse und kann sehen, wer online ist. Mehr ist nicht. Noch nicht. Bleibt zu hoffen, dass hier in diversen Patches nachgebessert wird. Eine Gildenbank soll ja als nächstes kommen. Ein Traum wäre ein geräumiges Gildenraumschiff zur gemeinsamen Nutzung. Warten wir es ab, das Spiel ist jung.
Wie schon erwähnt darf man auch Missionen im Weltraum machen. Dazu bekommt man nach einer Weile ein eigenes Raumschiff, das als Lagerraum, Ruhezone und Reisemittel dient. Das ist nicht schlecht gemacht, aber durchaus noch ausbaufähig. Ich wünsche mir beispielsweise, die Inneneinrichtung meines Schiffs zu individualisieren und auch mal Kumpels aus der Gruppe auf meine Brücke einladen zu können. Das geht alles (noch) nicht. Die Raummissionen selbst sind ein nett anzuschauendes Moorhuhn. Man ballert mit dem Laser und verfeuert Raketen auf gegnerische Jagdmaschinen und Großkampfschiffe sowie Raumstationen, das alles in fest gescripteten Flugbahnen. Sein Raumschiff kann man übrigens auch mit Ausrüstungsgegenständen verbessern.
PvP ist in dieser frühen Phase des Spiels noch das Stiefkind. Es gibt drei PvP-Karten – sie nennen sich Battlegrounds – auf denen man sich mit anderen Spielern ordentlich die Schädel einschlagen bzw. einballern darf. Das macht schon Laune, zumal man auf diesem Wege recht schnell XP sammelt. Andererseits hat man sich an den drei Karten schnell satt gesehen und ärgert sich über das kindische Huttenball mit dem lächerlichen und nervigen Stadionsprecher. Auch dass alle Levels und Klassen in einen Topf geworfen werden, mag ganz sicher der Entwicklungsphase des PvP geschuldet sein. Mich persönlich bringt es zur Weisglut, wenn ich von zwei LvL 50 Sith-Hexern in wenigen Sekunden zu Brei geschlagen werde und ich selbst mit fast Level 27 noch nicht mal die Zeit zum „Aua“ sagen habe. Ich bin aber zuversichtlich, dass das PvP verbessert wird, zumal ich zum Open-PvP noch überhaupt kein Urteil abgeben kann, da ich es noch nicht gemacht habe. Hier sollen aber dann auch die eigenen NPC-Gefährten mitmischen. Lollo kann sich schon mal warm anziehen.
Ach ja, zur Auswahl stehen vier Klassen. Für meinen Geschmack etwas dürftig, auch wenn sich jede Klasse noch mal in zwei Unterversionen aufsplittet. Unterm Strich ist es so, dass man zwei Jedi (Sith)-Klassen spielen kann und zwei andere, die eher als Fernkämpfer fungieren. So ist der Soldat beispielsweise die Hauptklasse. Ob man dann als Kommando oder doch lieber als Frontkämpfer ins Feld zieht, ist die Entscheidung, die man frühzeitig zu treffen hat. Dann darf man sich eben zum Tank oder DD skillen oder macht doch lieber den Heiler. Es gibt zumindest in den Skill-Trees eine gute Auswahl.
Fazit:
Eine Bewertung spare ich mir, wie immer. Bei Star Wars the Old Republic handelt es sich um ein gutes MMORPG. Es ist gut, es ist nicht überragend. Aber es macht Spaß und es hält einen am Monitor. Das Rad hat man nicht neu erfunden und das habe ich auch nicht erwartet. Es ist gute Hausmannskost. Aber viele Dinge müssen noch verbessert werden und ich gehe ganz fest davon aus, dass man sich dessen bei EA bzw. Bioware voll und ganz bewusst ist. Das Spiel ist erfrischend arm an Bugs, da wurde gute Arbeit geliefert. Allerdings muss unbedingt der Gruppenbug in den PvP-Battlegrounds gefixt werden und auch die Sache mit dem Linksklick (Tipp: 2x STRG+U drücken) geht auf die Nerven. Wenn da alles richtig gemacht wird und man ordentlich Content und Neuheiten nachliefert, kann es World of Warcraft wirklich erstmals ernsthaft an den Kragen gehen. Warten wir es ab!
7idGaming.de im Spiel
Aus unserer Community haben sich für beide Fraktionen aktive Gilden gebildet.
Für das Imperium spielt Bow & Die. Chef und Ansprechtpartner dort ist Kette.
Für die Republik spielt die Sturmbrigade Sieben. Ansprechpartner sind Jurgass, Olme und Tribun76 hier im Forum.
Beide Gruppen spielen auf dem PvP-Server Darth Revans Mask um Ruhm und Ehre.