• Geheimtipp: Der Leitstellensimulator

    Es sind die kleinen Zufälle, die einen doch über wahrhaftige Perlen stolpern lassen. So geschehen mit einem Kleinod der Echtzeitstrategie, das ich jetzt entdeckt habe. Beim Leitstellensimulator geht es exakt um das, was der Name des Browserspiels verspricht: um die Simulation einer Einsatzleitstelle.



    Nicht um die der Polizei oder der Feuerwehr, sondern um die einer Rettungs- und Krankentransportleitstelle. Hier verschwimmen die Grenzen jedoch recht schnell.

    In Sachen Präsentation bewegt sich das Spiel etwa auf dem Niveau der klassischen Strategiespiele. Wer mit Grafik und Sound von „Bombing the Reich“ klar kam, der wird sich auch im Leitstellensimulator zurechtfinden. Überhaupt erinnert die Spielmechanik sehr stark an Gary Grigsbys Strategieknüller. Ähnlich wie bei „Bombing the Reich“ muss man als Leitstellendisponent auf bestimmte Dinge direkt reagieren. Schickt man bei „Bombing the Reich“ Abfangjäger gegen entdeckte Bomberpulks nach Alarmierung, entsendet man auf der Leitstelle einen Rettungswagen zum Notfall nach erfolgtem Bürgeranruf.



    Das alles muss jedoch gut überlegt sein, denn erstens gibt es grundverschiedene Notfallarten (medizinisches Grundwissen erleichtert das Spielverständnis ungemein) und zweitens muss man die Entfernung des Notfalls zum nächstgelegenen Rettungswagen im Auge behalten. Es dürfen auch direkt Notarzteinsätze disponiert werden, obwohl dieser am Einsatzort nicht immer benötigt wird. Ob man den Doktor mitschickt, liegt erst einmal im Ermessen des Spielers. Was der Anrufer an Einzelheiten mitteilt und daraus die korrekten Schlüsse zu ziehen, stellt eine der Herausforderungen dieses Spiels dar. Notärzte können jedoch später über Funk von den RTW-Besatzungen nachgefordert werden. In solchen Situationen muss man als Disponent reagieren und handeln. Gleiches gilt in Situationen, wenn die Retter am Einsatzort die Polizei benötigen. Das alles kann mit schnellen Klicks erledigt werden. Auf einer Karte (Google Maps) lässt sich dann beobachten, wie sich die disponierten Fahrzeuge dem Einsatzort nähern, anschließend Richtung Krankenhaus unterwegs oder auf dem Weg zur Tankstelle sind. Umfangreiche Statistiken zeigen anschaulich, welches Fahrzeug wie lange unterwegs war und wieviele Kilometer es während der Schicht abgerissen hat. Außerdem lockern Errungenschaften (ähnlich Steam) das Spielgeschehen etwas auf.



    Hin und wieder gibt es ganz spezielle Einsatzsituationen. So wird mitunter der Rettungshubschrauber benötigt. Diesen sollte man jedoch nur sehr überlegt zum Einsatz bringen, da dieses Rettungsmittel selten ist. Immerhin darf man in den Nachbargemeinden um Amtshilfe bitten und boden- und luftgestützte Rettungsfahrzeuge als Unterstützung anfordern. Manche Fahrzeuge gehen zu bestimmten Uhrzeiten außer Dienst und stehen dann nicht mehr zur Verfügung. Das ist dann meistens nachts der Fall. In den Einstellungen dürfen Einsatzintervalle umgestellt werden. Ist es einem zu ruhig, darf man an der Schraube drehen und der nächste Massenanfall von Verletzten auf der A7 in Richtung Norden lässt nicht lange auf sich warten.

    Das Spiel hat echtes Suchtpotenzial. Aber man sollte unbedingt einen Grad an Grundverständnis mitbringen. Soll heißen, dass es nicht von Nachteil ist, wenn man weiß, was ein Krankenwagen zu tun hat und wo der Unterschied zum Rettungswagen ist, was einen Notarztwagen vom Notarzteinsatzfahrzeug unterscheidet und wieso man Löschfahrzeuge als First-Responder schicken kann. Wertvolle Hilfe leistet hier ein Wiki zum Spiel, das bequem über die Homepage des Simulators abrufbar ist. Die Entwickler dieses Spiels wissen auf jeden Fall, was sie tun. Derzeit darf man sich in neun realen Städten bzw. Landkreisen an den Disponententisch setzen und Notfälle koordinieren. Als besonders interessant sei hier die Großstadt Hamburg erwähnenswert, bei der man durchaus mal ins Schwitzen geraten und auch den Überblick verlieren kann. Auch die Leitstelle Nord ist nicht von schlechten Eltern, spielen doch hier größere Entfernungen eine Rolle. Alle Einheiten und Fahrzeuge haben die realen Bezeichnungen, da hat man echte Fleißarbeit geleistet.



    Wie läuft ein Einsatz ab? Zunächst der Anruf. Anhand des Anruftextes muss man nun genau überlegen, was man zum Ort des Geschehens schickt. Sinngemäß bekam ich einmal einen solchen Anruf: "Hier ist Bauer xy vom landwirtschaftlichen Betrieb z. Eben ist meine Maria umgekippt und liegt nun leblos dort. Bitte schicken Sie mal was." Zwar ahnend, dass Maria nicht die Frau des Bauers ist, schickte ich einen Rettungswagen mit Sonderrechten. Dieser funkte mich nach kurzer Zeit an und meldete sich einsatzbereit, da es sich - wie vermutet - um die Lieblingskuh des Bauers handelte. So können sich aber auch vermeintlich harmlos wirkende Anrufe als herausfordernde Einsatzsituationen entpuppen, zu denen mitunter mehr als zehn Fahrzeuge geschickt werden müssen.

    Fazit:

    Das Spiel ist eine positive Überraschung, allerdings mit Games wie die der Emergency-Reihe oder Fire Departement nicht vergleichbar. Das ist auch absolut kein Nachteil. Einerseits vollkommen unbekannt und sich auch ganz sicher an ein ganz bestimmtes Spielerklientel richtend, kann der Leitstellensimulator auch Rettungslaien am PC halten. Denn nach einer Weile tritt der klassische Effekt ein, den wohl viele Spieler kennen: "Na den einen Einsatz disponier ich noch und dann ist aber Feierabend." Ein Blick ist es für Freunde der detailverliebten Echtzeitstrategie deshalb allemal wert, zumal es völlig kostenlos ist und direkt im Browser gespielt werden kann. Ich spreche eine vorbehaltlose Empfehlung aus.

    Hier geht es zur Homepage des Spiels:

    www.lstsim.de
    Kommentare 2 Kommentare
    1. Avatar von KillerSprotte
      KillerSprotte -
      Hört sich ja ganz interessant an, aber leider kann ich kein Blut sehen. Da wird mir immer schwindelig.
    1. Avatar von Tribun76
      Tribun76 -
      Jaja, aber bei Battlefield 3 ganze Regimenter abschlachten!
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