• ZeroSum Games: Stardrive 2 KURZTEST

    Vor fünf Monaten ging Stardrive II an den Start und ich spielte es bereits am Erscheinungstag. Warum ich erst jetzt, also rund fünf Monate später, einen Spieletest nachlege ist eine berechtigte Frage. Die Hauptursache für den verspäteten Test ist, dass ich erst einige Patches abwarten wollte. Denn das Spiel lief am Anfang nicht ganz so rund und hatte auch einige Balancingprobleme.

    Als ich vor zwei Jahren den ersten Teil getestet hatte (hier nachzulesen), führten einige Bugs und Designfehler zu einem mäßigen Testergebnis von 67%. Auch die Performance bei größeren Weltraumschlachten lies erheblich zu wünschen übrig. Um ehrlich zu sein, war somit diese Wertung - im Nachhinein betrachtet - also noch viel zu gut. Denn die im damaligen Test angesprochenen Fehler, wurden zum großen Teil (Fanmodifikationen ausgenommen) nie ausgebessert. Ergo, habe ich mir dieses mal lange genug Zeit gelassen. Fünf Monate nach Release sollten diesbezüglich keine Ausreden mehr gelten dürfen.

    Hinsichtlich der Designfehler und Bugs des ersten Teiles möchte ich auch noch kurz etwas schreiben. Bereits wenige Wochen nach dem Erscheinen des ersten Teiles gab der Entwickler von Stardrive bekannt (ZeroSum Games besteht aus nur einer Person), bereits an einem Nachfolger zu arbeiten. Begründet wurde dies im großen und ganzen mit den limitierten Möglichkeiten der verwendeten Engine. Somit konnte man sich denken, dass mit einer erheblichen Weiterarbeit am ersten Teil nicht wirklich zu rechnen war.

    Nun ja. Das mag jetzt nichts besonderes sein. Das Spiele halbfertig serviert werden ist ja momentan gang und gebe. Dennoch brach über den Entwickler ein wahrer Shitstorm herein, der über zwei Jahre lang anhielt. Erstaunlich. Meist dürfen kleine Indie-Studios mit mehr Verständnis rechnen. Ausschlaggebend war aber mit Sicherheit auch das Verhalten des Entwicklers.

    Als unbeteiligter Dritter war ich teilweise wirklich über die grausam schlechte PR Arbeit verwundert. Nicht nur, dass es scheinbar den üblichen „Fanboys“ überlassen wurde, auf Kritiken einzugehen, was nicht selte logischerweise in lange Flamewars ausartete, auch fielen mir einige Kommentare des Entwicklers besonders ins Auge. Auf Mutmaßungen enttäuschter Kunden, dass der erste Teil sicherlich keine guten Verkaufszahlen hatte, kamen beispielsweise polternde Sprüche wie „da sagt mein Bankkonto aber ganz was anderes“. Professionell ist was anderes...

    Aber egal. Kommen wir zum Spiel. Im Gegensatz zum ersten Teil, welches komplett in Echtzeit gespielt wurde, ist der Nachfolger ein Hybrid. Auf der Strategie- bzw der Weltraumkarte ist Stardrive 2 rundenbasiert. Kommt es zu einem Gefecht, findet dies in Echtzeit – auf einer eigenen Kampfkarte – statt. Klingt interessant und ist es auch. Stardrive 2 spielt sich zudem ziemlich klassisch. Es war seitens des Entwicklers sogar angestrebt, ein möglichst ähnliches Spielgefühl wie anno dazumal im Klassiker „Master of Orion“ zu erzeugen. Für viele 4x Veteranen immer noch die Messlatte für vergleichbare Spiele.



    Ebenso wie beim Vorgänger muss der Spieler auf schicke Intros oder vergleichbares verzichten. Die Einstellmöglichkeiten des Spiels sind ziemlich überschaubar. Man wählt seine Rasse aus, bestimmt den Schwierigkeitsgrad und schraubt noch an zwei oder drei Reglern und gut ist. Die Weltraumkarten sind ebenso wieder geradezu winzig geraten. Selbst auf epischer Kartengröße kann ein Universum nur aus maximal einhundert Sonnensystemen bestehen. Was anfangs geradezu lächerlich klein erscheint relativiert sich im Spielverlauf recht schnell. Stardrive 2 spielt sich wenig dynamisch. Nach einigen Stunden nimmt man die "Enge des Raumes" gar nicht mehr zur Kenntnis.



    Der Grafikstil ist komplett vom Vorgänger übernommen worden. Dies geht so in Ordnung. Die Grafik war ja nett und hatte seinen eigenen Charme. Persönlich habe ich mich jedoch so ziemlich am Comicstyle bei Weltraumstrategiespielen satt gesehen. Da geht es übrigens nicht nur mir so. Auf Steam gibt es zu dem Weltraum 4X Titel "Predestination" sogar einen Beschwerdethread über dieses Thema mit dem Titel: Throw a hampster in a spacesuit and call it a race?! WHY?



    Das Spielprinzip ist ziemlich selbsterklärend. Sofern ihr Civilization gespielt habt, seid ihr sofort Stardrive 2 Veteranen. Man baut Kolonieschiffe zum besiedeln von Planeten. Man errichtet Farmen für die Nahrungsproduktion, Minen zur Steigerung der Produktion und Labore für die Forschungskapazität. Innovation Fehlanzeige. War ja wohl auch nicht vorgesehen! Als Ressourcen gibt es nur Nahrung sowie einige Bonusressourcen, die im Grunde aber sogar ignoriert werden können.

    Der Schwierigkeitsgrad erschien Anfangs extrem hoch. Lag aber daran, dass die KI das Flottenmanagement einfach besser im Griff hat als ein Neueinsteiger. Dies sorgte anfangs für etliche Neustarts aber auch für Motivation. Dummerweise sind die Waffen nicht besonders ausbalanciert. Hat man erst einmal ein passendes Setting für seine Schiffe gefunden (beispielsweise die recht guten Massetreiberkanonen) konnte man sich gegen die Übermacht gut erwehren.
    Der Schiffsbaukasten ist wie im Vorgänger recht unterhaltsam, wenn auch nicht so komplex. Die Raumkämpfe sind durchaus schick anzusehen, leiden jedoch im späteren Spielverlauf wieder unter teils erheblichen Performanceproblemen. Die Gefechtskarten sind jedoch alle recht klein, so dass es immer auf einen direkten und frontalen Schlagabtausch hinausläuft.



    Den obligatorischen Diplomatieteil des Spiels würde ich im Grunde als überflüssig bezeichnen. Stardrive 2 spielt sich eher wie ein Total War des Weltraumes. Schon kurz nach dem ersten Kontakt wird der Nachbar in der Regel das Kriegsbeil auspacken. Der ganze Wirtschaftsteil dient in dem Spiel auch nur dazu, seine Flotte zu unterhalten. Abgesehen davon, dass es außer einem militärischen Sieg garkeinen anderen gibt.

    Ich will aber nicht verschweigen, dass durchaus eine Minihandlung bzw Questserie eingebaut ist. Diese ist aber derart kurz und sinnbefreit, dass ich diese bereits beim zweiten Neustart deaktiviert habe. Als weiterhin erwähnenswert dürften die Bodenkämpfe sein. Beim Erobern von Planeten kommen Bodentruppen zum Einsatz. In der Regel aber nicht mehr als sechs an der Zahl. Man schiebt mehr oder weniger auf einem Schachbrett seine Figuren durch die Gegend und muss sich hierbei mit einer sperrigen Steuerung und wenig zeitgemäßen Grafik zufrieden geben. Naja. Meines war das nicht.



    Fazit:

    Alles in allem konnte mich Stardrive 2 nicht überzeugen. Meine Spielzeit von rund 35 Stunden war über weite Strecken eher gequält als genossen. Ganz durchgespielt habe ich das Game nicht. Es trieb mich einfach nicht mehr voran. Ich hatte bereits nach wenigen Stunden schon das Gefühl, alles gesehen zu haben was das Spiel zu bieten hat.

    Wie bereits beim ersten Teil, fällt es mich auch hier wieder schwer eine klare Zielgruppe zu bestimmen. Aufbaufans dürften mit Stardrive 2 überhaupt nicht glücklich werden. Und Fans von echter Weltraumaction finden auch deutlich bessere Alternativen, beispielsweise das recht gelungene und Co-Op taugliche Star Ruler 2. Wer noch etwas Geduld hat, kann auch den Release von neuen Titeln wie Stellaris, Endless Space 2 oder dem angekündigten Remake von Master of Orion abwarten.

    Grafik & Sound 7,5/10
    Die Grafik geht in Ordnung. Soundkulisse und Begleitmusik ebenso. Die Raumkämpfe haben recht ansehnliche Effekte.

    Steuerung & Interface 8/10
    Das passt alles. Einige Mängel beim Bedienungskomfort des Vorgängers wurden ausgebügelt.

    Atmosphäre 4/10
    Setzen sechs hätte ich fast gesagt. Oder zumindest eine vier minus. Belanglose und nervige Questreihe gleich zu Beginn. Die anderen galaktischen Völker stehen alle mehr oder weniger auf Krieg. Warum und wofür führen wir überhaupt einen? StarDrive 2 bieten nur Stangenware. Irgendwie will da keine Stimmung aufkommen. Die ersten unterhaltsamen Raumkämpfe glätten die Wogen.

    Spielumfang 5/10
    Geschmäcker sind ja verschieden. Aber eine zweite Kampagne würde ich mir nicht antun. Dazu gibt es auch keinen Multiplayer oder Co-Op. Die Spielzeit einer Kampagne liegt je nach eingestellter Galaxiegröße zwischen 20 und 50 Stunden. Bei dem Verkaufspreis von knapp 30 Euro geht das in Ordnung.

    Künstliche Intelligenz 7/10
    In Sachen Diplomatie zu aggressiv. Die strategische Kriegsführung beherrscht sie ganz gut. Für die nicht optimal ausbalancierten Waffen kann sie zudem nichts. Gibt diesbezüglich sicherlich schlechtere Vertreter.

    Gesamtwertung: 63%

    Teaser Trailer:




    StarDrive 2 ist unter anderem erhältlich bei Steam.

    Testsystem: iCore7 3500 - 16GB Ram - GTX680 -> Folgt uns hier als Steam Kurator

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