• Army General: Steam Review

    Gleich eine kleine Warnung und ein Spoiler vorneweg. Dies wird ein etwas längerer Spielbericht, der einerseits mit der Empfehlung des Spiels, aber auch andererseits mit einer deftigen Schelte für die Developer enden wird.

    Na denn…
    Das Spiel erscheint sowohl auf dem ersten, als auch auf dem zweiten Blick als Panzer General/Panzer Corps (oder vielmehr Afrika Corps) Ableger, was aber – glücklicherweise - nicht zutrifft. Denn dann würde es gnadenlos versagen. Gleich dazu mehr.

    Army General ist deutlich komplexer und intelligenter als aktuelle Genrevertreter (von denen ich oben mal ein Beispiel genannt habe). Die deutsche Kampagne – das Herzstück des Spiels – ist gut recherchiert und atmosphärisch gelungen.

    Der Hauptaugenmerkt liegt im Management seiner Truppe, also dem Afrikakorps. Nicht nur Ausrüstung und Treibstoff, sondern in einem entscheidenden Maße auch hinsichtlich Erschöpfung/Kampfbereitschaft, den kommandierenden Offizieren und Unterstützungsbataillonen.

    Wer an das Spiel wie Panzer General oder Panzer Corps herangeht wird gnadenlos scheitern, das Teil nach einer halben Stunde deinstallieren und nie wieder zurück blicken. Auch ich stand kurz davor, denn ich machte den gleichen Fehler. Spiel geladen und gleich ran an die deutsche Kampagne. klotzen statt kleckern…

    Schon die erste Mission der deutschen Kampagne ließ mich verzweifeln! Ich dachte mir „ja Mensch bin ich denn deppert geworden“. Die Kampfergebnisse waren Mau, ich kam schlecht vorwärts und die zur Verfügung stehende maximale Rundenzeit erschein mir lächerlich gering. WTF !!!

    Ich stand auch schon kurz vor der Deinstallation des Spiels. Die Kampagne drei oder viermal gestartet. Kann doch nicht sein! Habe ich doch den sehr guten und bei Matrix Games erhältlichen Vorgänger von Army General „Germany at War“ ausgiebig gespielt.

    Was machte ich falsch! Hmm… nun erstmal ruhig bleiben und doch das Tutorial suchen. Dieses verbirgt sich gut versteckt unter Szenarien. Nuja!
    Fünf Tutorials an der Zahl. Die ersten vier von einer Länge von rund 5 Sekunden!? Öhm .. wirklich? Man lernt im ersten wie man ein Hex weit zieht (ein klick) oder im zweiten Tutorial wie man Fallschirmjäger abwirft (zwei Klicks). Doch so viel..?

    Im letzten (fünften) Tutorial darf man dann eine Stellung angreifen. Obwohl man dazu nur 4 Klicks benötigt, musste ich dennoch das letzte Kapitel mehrfach starten, weil die Kampfergebnisse derart knapp sind und man nur diese eine Runde Zeit hat, dass man viel Würfelglück braucht, um den Zug siegreich zu beenden. Bereits Frust im Tutorial eingebaut? Warum?

    Selten ein so sinnbefreites Tutorial gespielt. Gab es keine Betatester? Und wenn doch, was haben die gemacht? Waren die nur auf Gratis-Steamkeys von Army General aus? Denn dieses sogenannte Tutorial erklärt im Grunde rein gar nichts. Weder das Interface noch jedwede andere Feinheiten.
    Weder wie man Einheiten auffrischt oder nur Nachschub tankt (regulärer Nachschub mit Mannschaftsersatz, reguläres Supply oder teurer Sofortnachschub), noch was es mit der Einsatzbereitschaft auf sich hat oder den Offizieren.

    Dennoch arbeitete ich mich nochmal durch die Kampagne und siehe da, nach einiger Zeit wurde es besser. Es fing an Spaß zu machen. Allerdings war auch bei mir bei El-Alamein Schluß. Der Schwierigkeitsgrad ist zu knackig bzw schlecht ausbalanciert.
    Ich empfehle eindringlich als Vorauswahl den Schwierigkeitsgrad Feldwebel auszuwählen, jedoch die drei Optionen Wetter, Kriegsneben und Versorgung doch zu aktivieren. Alles andere ist einfach nicht unterhaltsam.

    Mit dieser Voreinstellung hatte ich dann die Hauptkampagne - nach dennoch hartem Ringen - in rund 20 Stunden abschließen können. Alles in allem habe ich den Feldzug sehr genossen. Man muss sich Zeit nehmen und überlegt vorgehen. Mit Panzern durchrushen wie bei Panzer Corps funktioniert hier nicht. Army General ist mehr als waschechtes Wargame zu betrachten. Man muss alle Stärken seiner Einheiten ausspielen, mit den richtigen Einheiten zum gegebenen Zeitpunkt zuschlagen und seine Truppe pflegen und ausbauen. Lieber Klasse statt Masse.

    Leider hat sich das Spiel laut Angaben des Entwicklers im Forum sehr schlecht verkauft. Hauptschuld waren sicher die bereits behobenen Startschwierigkeiten. Das Spiel lief Anfangs wohl nicht. Auch war der Einstiegspreis mit knapp 30 Euro zu hoch. Der mittlerweile abgesenkte Preis von 20 Euro geht für Strategie-Liebhaber jedoch in Ordnung.

    Highlight des Spiels ist das Einheitenmanagement. Einheiten in Regiments- oder Divisionsgröße mit anhängbaren Unterstützungsbataillonen und die überaus wichtigen und austauschbaren Offiziere. Da lacht das Strategenherz. Die Einheitenvielfallt ist enorm. Leider kann man die vielen Spielsachen aufgrund der Limitationen bei den Aufstellungsmöglichkeiten, Geschweige denn des immer knappen Budgets, in der Regel nur sehr überschaubar zum Einsatz bringen.

    Die musikalische Untermalung ist sehr gut. Gefechtskulisse so la la. Die Grafik recht nett gezeichnet, hätte aber in der Tat etwas grösser bzw tiefer hereinzoombar ausfallen müssen. Die Gefechtsanimationen während der KI Runde waren mir etwas zu schnell (kann man das irgendwo einstellen?)

    Zwei technische Mängel sind mir aufgefallen, die aber nicht so wirklich ins Gewicht fallen. Zum einem hat bei mir das Steam-Achievement „Grundausbildung“ nicht getriggert, obwohl ich alle Tutorials durchgespielt hatte (ok das ist nun wirklich nur eine Randbemerkung) und zum anderen ließ sich das Einheitenfenster in den Kerneinheiten manchmal nicht scrollen. Lösung war hier das kurze Umschalten zwischen Kern- und gesamten Einheiten. Dann ging es wieder.

    Tjo was soll ich abschließend sagen? Das alte Sprichwort „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ scheint hier bei Army General tragisch und mit ganzer Härte zur Anwendung gekommen zu sein.

    Der erhebliche Fehlstart auf Steam zur Veröffentlichung (Anfangs zu hoher Preis mit technischen Startproblemen in Kombination mit lachhaftem Tutorial, der dem Schwierigkeitsgrad und Anforderungen des Spiels in keiner Weise gerecht wird) hat zu seinen scheinbar schlechten Verkaufszahlen geführt.

    Wer aber nichts destotrotz auf der Suche nach einem fordernden und tiefgründigen Weltkriegsstrategiespiel ist und sich nicht scheut etwas Einarbeitungszeit mitzubringen, sollte das kleine Studio durchaus mit seinen 20 Euro unterstützen. Gut angelegt sind diese allemal. Ich gebe somit ein knappes Daumen hoch.

    Trailer:





    Army General ist unter anderem erhältlich auf Steam.




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